Sonntag, 10. Juni 2018

Geburtsbericht

Oder wie unser Maikater auf die Welt kam.

Ich hatte ja immer schon mal leichte Wehen Anfang Mai. Ich berichtete hier und hier davon. Zu meinem Post von Mittwoch und Donnerstag kam ich dann gar nicht mehr.
Daher habe ich hier ein wenig den Mittwoch zusammengefasst und dann kommt der eigentlich wichtige Tag: Donnerstag.

Am Mittwoch (02. Mai) hatte ich noch einen Termin bei meiner Gynäkologin: Cervix verkürzt und der Kopf des Kleinen drückt auf den Muttermund. Im CTG aber keine Wehen zu sehen.
Mein Mann und ich fahren zusammen zum Baumarkt, denn wir benötigen noch ein paar Kleinigkeiten für das Kinderzimmer und auch eine neue Glühbirne für's Wohnzimmer (natürlich keine Glühbirne, aber eben ein Leuchtmittel ;) ).
Den Nachmittag und Abend über habe ich weiterhin leichtere bis mäßige Wehen. Nachts weiterhin Wehen.

Donnerstag, 03. Mai:
Ich habe leichte Unruhe so ab ca. 6 Uhr morgens. 6.30 habe ich dann meine erste richtige Wehe. Ich merke direkt an der Intenstität und Schmerzhaftigkeit, dass es sich nun um richtige echte Geburtswehen handelt.
Ich versuche noch etwas zu schlafen, das gelingt mir aber nicht mehr.
Gegen 8 Uhr wecke ich den Mann: "Ich habe seit ca. halb sieben Wehen." - "Ja, da gehts heute los?!" - "Genau"

Ich wehe so vor mir hin. Es ist gut auszuhalten. Mein Mann fährt noch ein paar Kleinigkeiten besorgen. Immerhin bringt unser Kind unsere Tagesplanung komplett durcheinander. Aber das ist nicht schlimm, wir freuen uns sehr auf dich, kleiner Mann!
Circa 11 Uhr lasse ich mir die Badewanne ein, die Wehen bleiben und werden sogar noch etwas intensiver. "Juchu, wir werden unser Kind bekommen."

Mein Bauch hatte sich am Morgen gesenkt, ich habe immer gedacht, dies passiert schon einige Tage vorher und es würde das deutlichste Zeichen der bevorstehenden Geburt sein. Dass es jedoch nun erst mit dem Wehenbeginn passiert, das hätte ich so nicht gedacht.
Ich räume noch etwas in der Wohnung auf und packe die Wickeltasche fertig.

Gegen 13 Uhr esse ich noch einen Donut. Mittlerweile habe ich deutlich schmerzhaftere Wehen und kann sie im Sitzen nicht mehr gut aushalten. Ich stütze mich meist auf der Fensterbank ab oder laufe etwas in der Wohnung umher.
Ich habe dann noch mal ein Schläfchen auf der Couch versucht. Komme aber überhaupt nicht gut zur Ruhe.

Mein Mann trinkt noch einen Kaffee. Dann bin ich so unruhig, dass ich endlich ins Krankenhaus aufbrechen möchte. Ich denke zwar, dass es noch nicht so weit ist, möchte aber einfach im Krankenhaus ankommen und wohl auch gern wissen, wie weit der Muttermund geöffnet ist.
Wir brauchen für die Strecke in die Entbindungsklinik viel länger als üblich, aber es ist auch gerade Rush-Hour. Die Wehen im Auto sind nicht besonders angenehm. Vor allem merke ich jede Unebenheit in der Straße.

Im Krankenhaus angekommen, wird erst einmal ein CTG geschrieben. Da ist alles in Ordnung, aber es zeichnet keine einzige Wehe auf. Obwohl ich einige schmerzhafte habe. Die sind auf der Seite liegend nur sehr schwer auszuhalten und ich möchte am liebsten jedes Mal aufspringen. Außerdem vertöne ich einige davon und die Hebamme denkt, wir haben schon ein gutes Stück Muttermund geschafft. Sie ist daher genauso ernüchtert wie auch ich, als sie feststellt, dass ich erst ca. 1 cm habe und die Cervix verkürzt ist (aber siehe oben, das war sie ja auch schon einen Tag vorher).

Ich werde dann erst mal auf mein Zimmer gebracht und kann mich etwas einrichten. Es gibt auch noch zwei Zäpfchen. Einmal Buscopan zur Entspannung und noch ein pflanzliches Schmerzmittelchen.
Mein Mann und ich laufen auf dem Flur auf und ab und warten auf die angekündigte Untersuchung durch die diensthabende Ärztin. Ich muss dabei die Wehen veratmen und stütze mich auf den Fensterbänken im Krankenhausflur ab.
Das Sono ergibt ein Schätzgewicht von 2600-2700 g. Unter Wehen ist das allerdings nur wenig aussagekräftig.

Mein Mann fährt noch mal nach Hause, wir werden später telefonieren. Er soll sich noch etwas ausruhen und Kraft tanken. Im Moment geht es ja eh noch nicht los und es wird auch noch länger dauern.
Ich esse zu Abend und laufe danach noch etwas auf dem Flur auf und ab.
Die Wehen sind weiterhin nicht regelmäßig, zwischen 7 und 15 Minuten ist alles dabei. Erst viel später realisiere ich, dass sie deswegen nicht muttermundswirksam waren.

Die diensthabende Nachtdienst-Hebamme kommt nach mir sehen und möchte gern den Stand der Dinge herausfinden. Cervix noch vorhanden, Muttermund weiterhin bei 1 cm, möglicherweise etwas weicher (das kann sie ja schlecht sagen, da es vorhin noch eine andere Hebamme war) - da ist es ca. 21 Uhr.
Mir ist etwas schlecht und ich werde von der Hebamme angewiesen, nun auf jeden Fall nichts mehr zu essen. So schlecht wie mir ist, wäre ich sowieso nicht auf die Idee gekommen ;)

Dann telefoniere ich mit dem Mann und sage ihm, er soll sich möglichst schlafen legen. Das war auch die Empfehlung der Hebamme. Ich werde mich melden, wenn etwas passiert.
Ich erhalte noch einmal die gleichen Zäpfchen und soll mir auch etwas zum Schlafen geben lassen. Genau das tue ich. Dann lege ich mich hin und versuche, etwas zur Ruhe zu kommen. Das ist allerdings gar nicht so einfach. Ich werde zunehmend unruhiger und muss immer wieder aufspringen und mich bewegen, sobald eine Wehe kommt. Außerdem muss ich auch öfter zur Toilette. Die Zäpfchen wirken und wollen wieder raus.

Kurz vor 23 Uhr werde ich immer unruhiger und möchte meine Bettnachbarin nicht mehr weiter stören. Ich begebe mich zur Nachtschwester. Diese hatte schon viel eher mit mir gerechnet und ruft die Hebamme an. Die Schwester begleitet mich noch etwas über den Flur bis die Hebamme im Kreißsaal ankommt.
Ich werde erneut untersucht. Der Muttermund ist nun bei 2cm und durch die Untersuchung löst sich (ein Teil des) der Schleimpropf(es). Es wird noch ein CTG geschrieben. Dieses ist auch in Ordnung und so werde ich vor die Wahl gestellt, ob ich eine Spritze bekommen möchte. Diese soll mich entspannen, mir etwas Ruhe gönnen und auch auf den Muttermund wirken. Also nehme ich sie. Ich möchte wirklich gern etwas Kraft tanken. Wer weiß, wie lange es noch dauern wird. Ich sehe im Moment einfach kein Ende.

Ich darf dann von der Untersuchungsliege in den Kreißsaal umziehen. Im Moment bin ich die einzige Gebärende - was für ein Glück. Auf dem Weg biege ich gleich noch zur Toilette ab und verliere dabei eine etwas größere Menge Blut (nein, viel war es nicht, aber damit hatte ich so nicht gerechnet). Das muss so ungefähr 0 Uhr herum sein. Im Kreißsaal läuft das Radio. Obwohl ich die Uhrzeit ab und zu höre, kann ich sie gar nicht mehr verarbeiten, ich verliere jegliches Zeitgefühl. Die empfundene Dusseligkeit im Kopf ist außerdem eine Nebenwirkung der Spritze.

Im Kreißbett drehe ich mich immer mal auf die andere Seite und irgendwann auch mal auf den Rücken. Es ist recht gut auszuhalten, aber der Positionswechsel tut mir sehr gut. Die Hebamme schaut immer mal nach mir, lässt mich aber größtenteils in Ruhe, was völlig okay ist. Ein wenig vermisse ich meinen Mann, möchte ihm aber so viel Schlaf und Ruhe wie möglich gönnen.
Ich trinke zwischendurch immer mal etwas. Ich habe ordentlich Durst!

Irgendwann habe ich noch mal das Bedürfnis, zur Toilette zu gehen. Vom Gefühl her drückt ordentlich Stuhlgang, aber natürlich kommt nichts.
Danach untersucht mich die Hebamme erneut. Sie fragt: "Wie viel Muttermund brauchen wir denn zur Geburt?" - "Bis vollständig? 10 cm!" (Da denke ich so an 5-6 cm, die ich geschafft habe.) - "Und was denken Sie, wie viel haben wir?" - "Keine Ahnung" - "9 cm!" Da war ich tierisch glücklich.
Ich rufe dann meinen Mann an, da ist es 1:39 Uhr. (Vermutlich eher vor der Untersuchung, aber mein Kopf konnte das ganze nicht mehr so richtig ordnen...)
Die Hebamme spricht: "Hoffentlich bleibt die Fruchtblase heil, bis der Mann kommt." Ich denke, oh krass, so weit sind wir wirklich schon?! Ich kann es kaum glauben.
Irgendwann ist jedenfalls mein Mann dann endlich da. Ich habe nicht einmal die Kreißsaal-Klingel gehört. (Vorher hatte ich sie mal gehört, da kam noch eine andere Frau, die liegt dann im kleinen Kreißsaal nebenan.)
Die Fruchtblase springt irgendwann und es wird richtig nass. Und dann ist der Muttermund vollständig eröffnet, denn es wird von Pressen geredet. Ich realisiere all das nicht wirklich und auch vom Gefühl her fühlt es sich nicht anders an. Ich habe nicht wirklich den sonst so oft erwähnten Pressdrang.

Ich fange bei jeder Wehe zu früh an, mitzuschieben und bald fehlt mir die Kraft. Dann darf ich es im Vierfüßlerstand versuchen, denn davor auf der Seite liegend waren die Herztöne des Kleinen zunehmend schlechter geworden. Sie erholen sich aber zum Glück ganz schnell. Meine Angst um einen Kaiserschnitt löst sich somit erst mal auf.
Ich soll es dann noch einmal auf der Seite versuchen, da der Kopf vom Krümel schief im Becken steht. Ich kann nun langsam wirklich nicht mehr und ich habe auch echt keine Lust mehr!
Schließlich soll ich dann auf dem Rücken pressen. Mein Kopf ist aber nicht frei. Ich habe Angst vor einem Dammschnitt/-riss und äußere das dann auch. Allerdings war es da schon zu spät. Die Hebamme hatte nach der Betäubung durch die Ärztin schon geschnitten. Zum Glück hatte das mein Kopf nicht realisiert (die Betäubung habe ich ja sehr wohl mitbekommen, mir aber eben nichts weiter dabei gedacht).
Beim Pressen soll ich mir in meine Kniekehlen fassen und die Beine ranziehen. Das ist so verdammt unbequem für mich und ich bekomme ständig einen Krampf. Irgendwann sieht das auch die Hebamme ein und es reicht, wenn ich meine Beine nur noch ranziehe. Welch eine Erleichterung!
Ich hatte auch noch etwas in meine Flexüle gespritzt bekommen und dann bekam ich auch noch einen Tropf angehangen (vermutlich Oxytocin). Wann genau das war, weiß ich nicht mehr. Vermutlich vor dem Dammschnitt.
Ich kann den Anweisungen der Hebamme nicht immer gleich folgen. Sie muss sie mehrfach äußern und ich muss mich dann echt darauf konzentrieren. Irgendwann schiebt die Ärztin auch noch von oben mit.
Zuvor war der Satz gefallen "Der kleine Mann hat ganz viele dunkle Haare". Dem stimmt auch mein Mann mit ein und ich denke, dass sie mich veräppeln wollen. Man kennt das ja aus dem Fernsehen und irgendwie habe ich von oben auf mich herabgesehen und sah genau das. Allerdings wirkte diese Szenerie sehr sehr unwirklich. Vor allem mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass mein Mann kein Blut oder Ähnliches sehen kann - da dachte ich, dass er doch niemals nach dem Kopf geschaut hat. Hat er aber doch getan! Ich bin so stolz auf ihn!

Der Kopf wird geboren und der kleine Mann kommt sofort in derselben Wehe hinterher!
Um 3:49 Uhr am 04. Mai 2018 kommt unser Maikind auf die Welt! Wahnsinn! Leider ist die Nabelschnur sehr kurz, so dass er mir nicht gleich auf den Bauch gelegt werden kann. Aber nach dem mein Mann die Nabelschnur durchtrennt hat, wird mir unser Baby auf die Brust gelegt!
Was bin ich glücklich!

Dann wird mir eröffnet, dass ja doch geschnitten werden musste. Aber eben schon vor meiner geäußerten Angst. Die Plazenta wird geboren, ich habe gefühlt schon gar keine Wehe mehr. Aber zum Glück geht es recht schnell. Sie sieht nicht gut aus. Was auch der Grund ist, warum unser Kind so winzig ist.

Ich werde dann noch von der Ärztin genäht und die Hebamme verschwindet unterdessen nach neben an zur anderen Geburt. Ab jetzt beginnt für sie die Akkord-Arbeit. Ich bekomme nur mit, wie dann noch die Bereitschaftshebamme angerufen wird, weil mittlerweile noch mindestens 2 Geburten gleichzeitig laufen.

Und nach dem Nähen kommt die Hebamme wieder und vermisst unseren süßen kleinen Spatz:
Unser zerknautschtes Kind wiegt 2360 g auf 45 cm und hat einen Kopfumfang von 32 cm. Echt winzig! Und er ist wirklich ein JUNGE!
(Der Papa musste dann auf meinen Wunsch erst einmal nachschauen :) )

Nach dem Wiegen und Vermessen, wird der kleine Mann dann auch angezogen und es kommt die Frage der Hebamme: "Wollen Sie denn stillen?" - "Ja, natürlich." - "Na dann legen Sie ihn mal an." Und er machte es super! Er zog schon wie ein Weltmeister, als hätte er das schon immer gemacht. Was war ich stolz. Leider musste dann aber doch die diensthabende Kinderärztin dazugeholt werden. Einfach, weil sein Geburtsgewicht sehr sehr grenzwertig war. Der Blutzucker war da allerdings völlig in Ordnung.
Die Kinderärztin bespricht mit meinem Mann und mir das weitere Vorgehen. Aufgrund meines Berufes möchte sie unser Kind gern bei uns lassen und nicht auf die Kinderstation entführen. Welch ein Glück! Ich soll immer schön zufüttern nach dem ich ihn angelegt habe. Das sollte doch zu schaffen sein!

Weil so ein großer Andrang im Kreißsaal ist, werde ich kurz vor Ablauf der üblichen 2 Stunden Überwachungszeit schon in mein Zimmer zurück gebracht.
An diesem Tag kommen noch weitere 5 Babys auf die Welt - alle bis zum Mittag. Die Hebammen hatten ordentlich zu tun und sind dann auch demzufolge wahnsinnig geschafft.
Wie es mit unserem Maibaby weitergegangen ist, erzähle ich euch in einem gesonderten Beitrag.